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Queer-O-mat

Hitchhikers Guide to Queer Galaxy

Da spielt uns nun John Waters in die Hände. Mit seiner jüngsten Veröffentlichung „Carsick. Hitchhikes Across America“ trifft der Pope of Trash den Nerv unserer Fantasie, einer queeren Geschichte des Hitchhikings nachzugehen. Hitchhikers Guide to Queer Galaxy – so to speak. Wie Douglas Adams in seiner Romanreihe nutzt Waters Humor und Utopie als Annäherung an den vor allem US-amerikanischen Mythos des Hitchhikings und spinnt Geschichten der worst and best case scenarios, die Fragen von Geschlecht und Gewalt sowie lustvoller Sexualität und melancholischer Sehnsucht aufgreifen. In diesem Spannungsfeld bewegen sich auch Funde in Archiven, die Auslöser waren, danach zu fragen, wie romantisierte Vorstellungen des Road Trips und des Hitchhikings im Kontext queeren Begehrens umgewertet wurden – und zwar abseits avantgardistischer Erzählungen des Flaneurs oder des Bohemian-Outlaws der Beat-Generation. Dabei beziehen wir uns auf eine Lesart von queer, die sich – ohne sich von LGBTI Identitäten abkoppeln zu wollen – immer danach ausrichtet, heteronormative, neoliberale, rassistische, ableistische Strukturen zu hinterfragen und destabilisieren.

"The Butch Stance" ©Lesbian Herstory Archives 2014

„The Butch Stance“ © Lesbian Herstory Archives 2014

Welche Bedeutung kommt vor diesem Hintergrund visuellen, autobiografischen Zeugnissen des Hitchhikings zu, die in Anbetracht der bisherigen Funde im Kontext einer Zeit entstehen, in denen der Zugang zum öffentlichen Raum Restriktionen unterlag? Handelt es sich um einen Versuch, sich in das Narrativ des massiv beworbenen Bildes der Route 66 seit Eröffnung 1926 einzuschreiben? Oder findet sich in den Bildern eine queer-politische Haltung – a butch stance?

Worin genau lässt sich diese Haltung verorten – in der Pose oder der fotografischen Inszenierung als Mittel der Kommunikation, der Kontaktaufnahme, des Cruisings? Oder können wir sagen, dass Hitchhiken neben dem Angebot zum Beispiel weiblicher Selbstermächtigung auch die Möglichkeit des Rückzugs, der Einsamkeit, der spoiled identity zur Verfügung stellt, was aus heutiger Sicht in Diskurse der mit Heteronormativität belegten Happiness zu intervenieren in der Lage ist (Love 2001, Ahmed 2010, Berlant 2011). Insbesondere wenn wir die Frage der unhomeliness im Kontext von Queer Hitchhiking nicht nur darauf beziehen, temporär wohnungslos zu sein, sondern darauf, sich im verunsichernden Zustand sozialer und ästhetischer Praktiken zu befinden, wird das Abenteuer politisch relevant und ist nicht länger nur individualisierte Suche nach Transzendenz (Bhabha 1997, Engel 2009). Folie der Auseinandersetzung ist daher immer, wie Strukturen aufgrund von unhomeliness verunsichert – gequeert – werden. Dies zumindest sollte uns erlauben, im Blick zu behalten Queer Hitchhiking als ein Genre zu betrachten, dass nicht mit Migration zu vergleichen ist, aber Konzepte der Entwurzelung und Mobilisierung zur Verfügung stellen kann, die Geschlechternormen wie aber auch Fortbewegungsstrukturen im historischen Moment verunsichert haben.

Um sich fragen zu können, ob und wie durch Queer Hitchhiking Destabilisierungen erreicht wurden, wird darzulegen sein, wer wie Zugang zu den Straßen und Automobilen hatte, auf wessen Rücken der Zugang ermöglicht wurde bzw. auf welchen Schultern das romantisierte Bild lastet.

Wir begeben uns also auf die Suche nach weiteren (visuellen) Quellen, werden Archive besuchen, uns umhören und erzählen lassen. Auf diesem Blog werden wir von Zeit zu Zeit berichten und soweit möglich Ausschnitte präsentieren. Über Anregungen und Hinweise freuen wir uns. Ohne für uns eine klare Zielformulierung festgelegt zu haben, kann am Ende ein kleines Online-Archiv, ein Katalog, ein Home-Road-Movie-Day stehen. All dies hängt von unseren Kapazitäten ab – zeitlicher und finanzieller Art. Von daher lasst euch überraschen!

 

Literatur

Ahmed, S. (2010a). Happy Objects. The Affect Theory Reader. M. Gregg und G. Seigworth. Durham, London: Duke University Press: 29-51.

Berlant, L. (2011). Cruel Optimism. Durham, London: Duke University Press.

Bhabha, H. K. (1997). The World and the Home. Dangerous Liasons. Gender, Nation and Postcolonial Perspectives. A. McClintock, A. Mufti und E. Shohat. Minneapolis: University of Minnesota Press: 445-455.

Engel, A. (2009). Bilder von Sexualität und Ökonomie. Queere kulturelle Politiken im Neoliberalismus. Bielefeld: Transcript.

Love, H. (2001). „“Spoiled Identity“ Stephen Gordon´s Loneliness and the Difficulties of Queer History. GLQ 7(4): 487-519.

 

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