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Queer-O-mat

Queer leben queer lablen – wissenschaftskritische Kopfmassagen – eine Rezension.

Ich bat Marlene B. aus B. an der S., das Buch „queer leben-queer labeln.“ zu lesen und mir ihre Eindrücke zu schildern, um sie zu einer Rezension zusammenzufassen. Im folgenden finden sich also ihre Gedanken zu dem Buch.

„Queer leben-queer labeln“ vermag es die Fluidität des queeren Begriffes aufzuzeigen und widerzuspiegeln, lässt den Leser_innen viel Raum sich „zu finden“, sich wieder zu verändern oder gänzlich neu zu orientieren. So umfangreich, wechselseitig und durchaus streitbar der queere Begriff ist, so unterschiedlich sind die Beiträge im Buch. Setzungen werden vermieden, Ideen, Anregungen und neue Blickwinkel werden aufgezeigt.

In besonderer Weise hervorgehoben werden kann die Einleitung von Katrin Köppert, die sprachlich anspruchsvoll mit Selbstironie und Ernsthaftigkeit den Inhalt des Buches ankündigt und schon auf den ersten Seiten ambivalent deutlich macht, worum es gehen soll, vielmehr kann.
Der Artikel von V.D. Emde und L. Cavaliero Mann*, der sich wunderbar an die Einleitung anschließt und die Idee der Konferenz, welche dem Buch vorausgegangen ist, näher erläutert, beschreibt die Übersetzungsschwierigkeiten von Theorie und Praxis. Zeigt auch die Schwierigkeiten den wissenschaftlichen theoretischen Diskurs zu verlassen, um mensch in der Praxis anzusprechen und zu motivieren, sich zu beteiligen, eigene Gedanken und Ideen einzubringen. V.D. und LC thematisieren immer wieder, wie schwierig es ist, „ansozialisierte“ Verhaltensweisen aufzubrechen und umzudefinieren. Dabei scheuen sie nie, sich selbst, die Idee der Konferenz sowie der Umsetzung immer wieder kritisch zu hinterfragen.

„Queer leben-queer labeln“ versucht auszubrechen aus dem wissenschaftlichen Diskurs, indem es entstanden ist, lässt neue und spannende Textformen zu, gibt keine Hierarchisierungen vor. Claudia Münzigs Text – „Die Psychognomie des queeren Raums. Vom Darkroom zum queeren Lichtraum/zu queeren Lichtung.“ „passt nicht in ein wissenschaftlich vorgegebenes Konzept“ und eröffnet neue Möglichkeiten, sowohl für Wissenschaft als auch für Praxis.

Ein Manko vieler Texte: Sie greifen zu kurz, sie füttern Leser_innen mit neuen Ideen an und helfen nur begrenzt bei der Umsetzung. Für progressiv queerdenkende Menschen entsteht so ein Vakuum von Theorie und Durchführung. Allerdings bleibt die Frage, ob die Texte diesem Anspruch bis ins Letzte gerecht werden müssen, will mensch doch Definitionen und „strikte“ Vorgaben vermeiden.
Denn die Frage, ob Texte immer auch ein Ergebnis liefern und Handlungsanweisungen bereithalten müssen, bleibt im (Lese)Raum stehen. Sollen sie uns wirklich das eigenständige Denken und Probieren abnehmen? Können sie nicht vielmehr Anreize bieten, aus denen mensch etwas entstehen lassen bzw. von denen aus eine neue Wissensreise ausgehen kann? Diese Fragen vermag auch das Buch nicht abzunehmen und überlässt die Antworten den geneigten Leser_innen.

Fazit: „queer leben-queer labeln“ folgt einem heren Ansatz, denn kritische Hinterfragung von Interdependenzen ist ein enorm wichtiges, aber schwer anzugehendes Thema, denn die Gefahr von Ausschlussproduktionen ist groß. Vielleicht auch deshalb bleiben die Autor_innen immer vorsichtig, vermeiden Setzungen bzw. klare Definitionen und scheuen sich nicht, angreifbar zu werden und Kritik von außen zuzulassen.
Alle Artikel bieten einen zumeist praktischen Erkenntniswert und sind durchaus geeignet (aus jeglichen, damit auch nichtwissenschaftlichen Bereichen) gelesen und verstanden und ggf. umgesetzt zu werden. Queer leben – queer labeln ist ein guter erster Einstieg für alle, die dieser Thematik zum ersten Mal begegnen. Queer leben – queer labeln ist jedoch auch für all jene, die Queer Theory aus dem wissenschaftlichen Kontext kennen und nach Übersetzungsmöglichkeiten in der Praxis suchen, ein Angebot.

Empfehlung: kaufen

Francesca

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