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Queer-O-mat

Mit Popcorn beim Fun Porn – 3. Pornfilmfestival Berlin

Im Zuge des 3. Pornfilmfestivals Berlin vom 22.-26.10.2008 versah ich mich und saß am Sonntag Abend zur besten Tatort-Zeit im Moviemento und ringte um Atemnot. Nicht weil mich die Fun Porn-Kurzfilme so ins Schwitzen brachten, sondern der Andrang zu groß, der Raum zu klein war. Um in den Genuss des größtmöglichen Angebots an Kategorien zu kommen, entschied ich mich für: HLSTXADFTF (HeterosexuellLesbischSchwulTransgenderExplizieterSexAnimationDokumentationFetischFrauen)- – sprich FunPorn.
11 Kurzfilme also, die das Thema des Pornos mittels des Spaßes zu entgrenzen versuchten. Leider entrungen sie mir nur ein müdes Lächeln, sieht mensch von Phillys Dominierungsversuch einer Zucchini mit den Worten „Die Zucchini, die!“ (Stirb, Zucchini, stirb!) ab. Da nun Humor relativ ist und ein queer-politisch wachsames Auge jenseits von Bespaßung Freude am visuellen Kinoerlebnis hat, fielen sogleich mehr oder weniger nennenswerte Aspekte einer Verqueerung des Pornos auf.
Da wäre zuerst Émilie Jouvet `s Film „BlanX“ zu nennen. Ein 4 Minüter, der unter Lesbisch läuft und eine weiße, blonde Frau zeigt, die sich mit einem schwarzen Dildo ihre Zähne putzt. Ein Versuch, pornografische Blickregime zu decodieren. Dabei wird die Verqueerung des Pornos auf dem Rücken einer Rassifizierung des Objektes ausgetragen. Der schwarze Vibrator wird zum Objekt der sexuellen Phantasie und zum Objekt der sich Zähne putzenden Frau. Die Entfunktionalisierung ist sicherlich eine Be(Lust)igung hervorrufende
Durchbrechung bestimmter Mainstream-Gesetze, reproduziert jedoch in meinen Augen die symbolische Hierarchie weißer Frauen gegenüber dem schwarzen Objekt, welches zudem durch die angedeutete Vagina Dentata gefährdet scheint. Zu allem Überfluss dient der zur Zahnbürste umfunktionierte schwarze Vibrator dazu, die Zähne schööön weiß zu machen, was bereits in dem Wortspiel des Titels Andeutung findet. Einer förmlich wundersame Vereinigung von Black and White, die darüber hinwegtäuscht, dass die Machtasymmetrie wieder hergestellt ist.
Ganz anders mein Empfinden bezüglich des Filmes Trannymail von Dylan Vade & Chrys Curtis-Fawley, der nicht nur durch seine Kürze (2Minuten) wachrüttelt, sondern auch dadurch, dass endlich die Transgender-Körperlichkeit enttabuisiert wird. Und dies gelingt an dieser Stelle tatsächlich mittels des Funs bzw. des Humors. Die mit Augen und Bärtchen verzierten Genitalien werden ganz entspannt in die Kamera gehalten und zwingen das Publikum dazu, sich mit der unsichtbar gemachten Sexualität von Transgender-People auseinanderzusetzen. Ganz ohne Klamauk und Tamtam.
Dass unter folkloristischen Klamauk auch Folsom gezählt werden kann, macht „F/F“ von Charles Lum deutlich. Simultan werden Eindrücke zweier typisch amerikanischer Herbstfeste (Fryeburg Fair in Neuengland &Folsom Street Fair in San Francisco) gegenübergestellt, an deren Ende die Erkenntnis steht, dass beides ähnlich funktioniert und zu Teilen den Voyeurismus der amerikanisch heteronormativen Mehrheitsgesellschaft bedient.
Inwiefern sich auch das Pornfilmfestival genau in diesem Zwiespalt von Subversion und Reproduktion befindet, kann nach der Schau dieser wenigen Fun Porns nicht beantwortet werden und wird und sollte den Veranstalter Jürgen Brüning auch nächstes Jahr umtreiben.

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