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Queer-O-mat

Zweideutige Eindrücke zur Demonstration für die Wahrung der Rechte der Homosexuellen

Gestern fand die Demonstration für die Wahrung der Rechte der Homosexuellen! vor dem Habibi in der Oranienstraße 30, Berlin-Kreuzberg, im Zuge eines wiederholten Überfalls gegenüber einem schwulen Pärchen statt. Erst kürzlich wurden zwei sich küssende lesbische Frauen von dem Besitzer der Eisdiele in der Maaßenstrasse 6, Berlin-Schöneberg, verbal angegriffen und diskriminiert, was Proteste hervorrief mit der Folge, dass der Besitzer Schilder mit der Aufschrift Privatgrundstück hat aufstellen lassen, was wiederum als Provokation verstanden wird.

Ohne mir Urteile über die Vorfälle erlauben zu können, war ich weder bei den Überfällen dabei, noch bei der Demo in Schönberg, beschlich mich bei der Beobachtung der gestrigen Szenerie in Auseinandersetzung des Zusammenhangs von Homo- und Transphobie und Rassismus ein ungutes Gefühl. Letztlich lief die Demonstration darauf hinaus, dass plakativ Front gemacht wurde, ohne in einen Dialog mit dem Besitzer oder den Angestellten das Habibi zu treten. Stattdessen stellte sich der LSVD demonstrativ mit dem Rücken zum Habibi auf und vereinnahmte den Protest für seine zu Teilen rassistischen Kampagnen, die auf der Kulturalisierung und Ethnisierung von Homophobie beruhen. Auch der Organisator der Demo, Alfonso Pantisano, initiierte keinen Dialog, erläuterte auch nicht den Tathergang oder die Hintergründe, die einer Differenzierung zuträglich gewesen wären, sondern inszenierte sich vor den Kameras und verurteilte den Angestellten repräsentativ als homphob mit der Betonung, dass im Jahre 2009 allen Menschen alle Rechte zugestanden werden müssen. Mit dem Rekurs auf einen Diskurs der Moderne und der Fortschrittlichtkeit wird einerseits implizit auf die Rückschrittlichkeit des nicht-weißen Angestellten verwiesen und andererseits die Grundlage eines Pauschalurteil gegenüber nicht-weißen Menschen geschaffen, um anschließend Front gegen das kriminalisierte „Andere“ zu machen.

Ohne Partei ergreifen zu wollen, wurde für mich einmal mehr deutlich, dass Demonstrieren gegen etwas immer auch demonstrieren gegen mich selbst heißt, da ich mir nicht anmaßen möchte, nicht auch Teil menschenrechtsverletzender Akte zu sein. Sei es Homophobie oder Rassismus.

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11 thoughts on “Zweideutige Eindrücke zur Demonstration für die Wahrung der Rechte der Homosexuellen”

  1. Frank sagt:

    Ich muss ganz ehrlich gestehen das ich glaube das diese Demonstration zu nichts führt.
    Ich bin selber Schwul und aus den USA und bin davon überzeugt das mann viel zu viel Aufmerksamkeit sucht aber das Problem nicht verhelfen kann.
    Herr Pantisano wird es nie verstehen aber Schwulenhasser wird es immer geben und damit müssen wir klarkommen.
    Diese Aktion ist ein Witz und leider Herr Pantisano auch.

  2. Michael sagt:

    was soll man dazu schreiben, wie anders hätte man protestieren wollen. Und wer mit Gegenständen auf Menschen einschlägt, weil sie sich küssen, egal, ob er weiß, schwarz,gelb …oder oder oder ist, der muß zumindest darauf aufmerksam gemacht werden, dass das so nicht geht.
    Nichts anderes haben die Demonstranten gemacht und manchmal haben sie wohl deutliche Worte gefunden.
    Vielleicht hat die Kritik jemand geschrieben, der noch nie bedroht oder gar vermöbelt wurde, an ihn/sie seien die Worte gerichtet „Nothing is real unless it´s happening to you…

  3. Christian sagt:

    Vorneweg: Ich war bei beiden Demos, sowohl beim KissIn, also auch gestern in X-berg/Schöneberg. Allerdings stand ich gestern nicht direkt vor dem Habibi, sondern auf der Straße, konnte also nicht hören, was im einzelnen zu den Pressevertretern gesagt wurde. Ich habe jedoch die gestrige Ansprache vor der Eisdiele (zweite Station der Demo) gehört und kann nur sagen, hier wurde auf sehr entgegenkommende Weise der Dialog zum Wirt gesucht und eine Verständigung erbeten, worauf abermals nicht reagiert wurde. Was Habibi anbelangt – ich konnte weder in der Vorankündigung, noch in der allgemeinen Thematisierung heraushören, bzw. -lesen, dass es im Speziellen darum ging, dass hier Homosexuelle von Mitmenschen nicht deutscher Herkunft beleidigt oder angegriffen wurden. Ich bin mir sicher, wir haben NICHT demonstriert, weil es hier um einen irakischen Imbissbesitzer und einen italienischen Eisdielenwirt ging! Wir haben demonstriert, weil wir unsere menschlichen Grundrechte verteidigen wollen – und das auf friedliche Art und Weise! Es ging auch nicht „nur“ um die genannten Vorfälle, sondern um die ständige Zunahme der Übergriffe/Überfälle auf Homosexuelle. Wir erinnern uns sicher an die brutalen Angriffe in der U-Bahn, im Nollendorfkiez und am Rande des letzten CSDs. Egal wer diskriminiert oder in seiner persönlichen Freiheit attackiert wird, angegriffen oder überfallen wird, ob es um Homophopie, Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus, Intoleranz oder einfach um bloße, irrsinnige Gewalt geht, es lohnt sich IMMER dagegen aufzustehen, um deutlich zu machen, dass man nicht damit einverstanden ist und sich diese Behandlung nicht gefallen lässt. Nochmal, ich spreche von menschlichen Grundrechten, die für ALLE von uns gelten! Ich hatte früher nie Angst in Berlin, das hat sich stark geändert – und ich bin nicht bereit das hin zu nehmen! Berlin war für mich immer eine weltoffene, bunte, tolerante Stadt, wo jeder Platz hatte und leben durfte wie er wollte! Es lohnt sich dafür zu kämpfen – überall, nicht nur hier – aber ich lebe nun mal hier! So sehe ich weder die Demo als Witz, noch das Engagement von Alfonso, dem ich an dieser Stelle nochmals für seinen persönlichen Einsatz danken möchte! Ich wünschte mir, die „Community“ würde erkennen was hier vor sich geht und sich nicht noch selbst in den Rücken fallen… Es ist doch absolut lächerlich, wenn ausgerechnet ein schwuler Mann fordert, man soll sich toleranter zeigen und Schwulenhasser „akzeptieren“… ich finde das traurig.

  4. Markus von Wollank sagt:

    An Alle hier…die mit ihrem liberalen Gelaber von Multikulti den Ersnt der Lage verkennen!!
    Ich kann es nicht mehr hören!
    60 Jahre ohne Zivilcourage…und keiner hat mehr Eier in der Hose…offen, klar und deutlich die Probleme beim Namen zu nennen.
    Kleingequirlte Kacke, die dazu führt, daß muslimische Migranten, Schlägerm Hooligans & Co sich über die deutschen Weicheier totlachen.

    Ernst werden wir sowieso schon lange nicht mehr genommen.
    Diskutieren? worüber?
    Dass das Männlichkeitsbild in anatoloschen Dörfern ein anderres ist?
    Das türkische Mädchen wegen Ehrenmorden nicht mehr leben?
    Dass Homosexuelle nicht als Männer betrachtet werden sondern als Opfer, die ausgemerzt werden müssen?
    Der Rassismus liegt doch umgekehrt!!!!
    Wer mich Rassist nennen will, dann ist mir das wurscht udn kann das gerne tun.
    Wer sich das so einfach machen will, kann das auch gerne. Auch egal!
    Euch wünsche ich nur, mal selbst in diese Gewalt Situationen zu kommen!!

    Ich werde nie zu denen gehören, die als christliches Weichei auch noch ihre linke Wange hinhalten…wer ernsthaft über solche Grütze argumentieren will, den möchte ich nach einem Schlagringattake blutend am Boden sehen, oder die Tofumutter neben ihrem Statussymbol ihres Edelbuggys 3000 vergewaltigt liegen sehen.
    Dann rennt sie heulend zu den „bösen“Bullen mit denen sie nie was zu tun haben wollte, um doch Anzeige zu erstatten und überlässt die „rassistischen“ Aktionen lieber anderen, freut sich aber insgeheim und ist nach aussen fein raus

    Nur wird er/sie/es trotz intellektueller Aufklärung und Liberalität ein Leben lang mit dem Trauma alleine fertig werden müssen. Denn da is dann auch kein Blogger mehr , dre wirklich hilft!!!

    Es liegt hier auch im Namen der Opfer eine zynische Menschenverachtung, noch Verständnis für Verbrechen herargumentieren zu wollen.
    Ich bin selbst schwul, aber ich gehöre nicht zu den Gaycommunity, die als Laberselbstzweckin Homodiskussionshinterzimmern wochenlang rumeiern, ob und wie und welche Aktion unter welchem Motto unter bloss keiner Verletzung irgendwelcher kulturellen Identitäten ein Nudelsalat gerührt werden soll und von wem!

    Nach Wochen kommt mann dann zum Schluss, dass es keinen Zweck hat, weil die Aktualität flöten ist! Horror, hier diese Tunten die ihren Arsch nicht hochkriegen udn dann Neid empfinden für den Mut und die Aufmerksamkeit die Aktivisten genissen, die sie trotz Faulheit lieber selbst gehabt hätten!! Im Nachhinein versuchts mann/frau dann eben noch mit ein paar bösartigen Kommentaren zu diesen Demos.
    Psychologisch doch ganz einfach zu durschauen!!

    Und jetzt könnt Ihr auch gerne über mich herfallen…viel Spass, beim Tippen…

    Marcello

    1. Christian sagt:

      Gegengewalt, Hassverbreitung und noch mehr Intoleranz ist KEINE Antwort und eine niemals zu rechtfertigende Reaktion auf diese Vorfälle. Das ist meine Meinung. Damit werden nur Fronten aufgebaut oder verhärtet. Soll das etwa das Ziel sein??? Dann könnten wir auch gleich unsere gesamte Justiz abschaffen und ins tiefste Mittelalter zurück fallen… den homosexuellen Opfern wird dadurch nicht geholfen, weder hier, noch in viel extremeren Situationen/Lebensbedingungen in anderen Kulturkreisen.

    2. Michael sagt:

      Ich muss mich noch mal äußern:
      Markus hat hier deutliche Worte geschrieben und er hat Recht, mit dem was er schreibt. Es imponiert mir, wenn Leute aus dem Bauch heraus schreiben. Ich fand nichts Rassistisches auf der Demo, gar nichts.
      Ich stelle mal die Frage in den Blog, ob die Kritik (Zweideutige Eindrücke) auch so ausgefallen wäre, wenn der Besitzer, der Imbissbude Kuballa geheißen hätte und Currywurstverkäufer gewesen wäre.
      Ich bin mir aber sicher, dass Alfonso auch dann eine Demo organisiert hätte. Und ich glaube auch, dass mehr Menschen gekommen wären, denn das „Feindbild“ wäre ja schließlich ein Anderes gewesen. Und ich bin froh, dass es Menschen wie Alfonso gibt, die ihre Berufung und Popularität weltweit nutzen, um auf Missstände aufmerksam zu machen. Und das hier jemand behauptet, Alfonso sei ein Witz oder habe ein Egoproblem, zeugt von Neid und Missgunst.
      Wie auch immer, ich wäre auch zur Demo gegen nen Wurstverkäufer gekommen, weil ich zu denen gehöre, die mehrfach beleidigt wurden und auch schon auf die Fresse bekommen haben. Ich habe jahrelang in XBerg gelebt (insgesamt 15), ich kenne Diskussionen mit Nachbarn aus allerlei Nationen, ich musste mich oft wehren, ich habe mich immer wieder positioniert und zurecht gerückt, ich bin auf türkische Hochzeiten eingeladen worden und hingegangen, eine tolle Erfahrung. Das aber alles nur, weil ich mich permanent, mit meiner Umwelt auseinandergesetzt und mir ein gewisses Ansehen als schwuler Mann erstritten und erlabert habe und wisst ihr was, es macht müde, wenn man sich ständig als Mensch positionieren muss, ja und es kratzt auch am Ego, wenn man auf der Straße oder beim Joggen im Görlitzer Park als Schwanzlutscher oder Schwuchtel (und das nicht nur einmal) betitelt wird.

      Ach ja, und vor Jahren, hatte ich mal einen „Quickie“ mit ner Glatze, der mir dann hernach mitteilte, dass er eigentlich Schwule auf die Fresse haut. Mit dem habe ich dann auch ne stundenlange Diskussion geführt. Ich wollte das noch erwähnen, damit hier nicht der Eindruck von Rassismus entsteht.
      Leute, es geht um Menschenrechte und letztlich sollten wir auf das schauen, was uns verbindet und keine Angriffe starten, die uns trennen!

  5. Gerard sagt:

    Ich finde Frank hat recht!
    Alfonso ist nicht ehrlich und versucht nur Aufmerksamkeit zu bekommen.
    Das Thema ist Uralt und wird sich nicht ändern.

    Life goes on…

  6. Islim Kalai sagt:

    Meiner Meinung nach entspricht Euer Artikel keineswegs einer objektiven Darstellung der Geschehnisse. Ich war dabei, es war mit diesen Menschen kein Dialog möglich. Die Demo als solches habe ich als integrativ insgesamt empfunden und auch für die Rechte aller Minderheiten!!! Es ging hauptsächlich, um „ich bin wie Du“. Es sind auch unwahrscheinlich viele Menschen mit Migrantenhintergrund und hetero mit gelaufen, wie ich beispielsweise. Der Sache einen fremdenfeindlichen Ansatz zu unterstellen ist unglaublich, wo doch der Name Pantisano nun auch eindeutig nicht deutsch klingt. Denkt doch mal nach bevor ihr was schreibt oder veröffentlicht und informiert Euch vorher über die Tatsachen. Pressefreiheit ist wichtig, aber wahrheitsgemäße Darstellungen auch!!!! Es ist echt gefährlich was Ihr da macht und ihr schürt damit gegenseitigen Hass!

  7. Katrin sagt:

    Als Verfasserin des Artikels möchte ich an dieser Stelle noch einmal explizit betonen, dass es sich um definitv keine objektive Darstellung der Ereignisse handelt, sondern einen ganz und gar subjektiven Eindruck, der sich aus der Unsicherheit im Umgang mit dem Verhältnis zwischen Homophobie und Rassismus speist. Und in diesem Sinne ergeben sich verschiedene Ebenen der Wahrnehmung. Für mich äußerst sich Homophobie und Rassismus nicht erst in dem Moment, wenn jemensch mit blutendem Schädel auf dem Boden liegt, sondern beginnt acht Schritte vorher, so dass ich mir nicht unterstellen lassen möchte, nicht auch von Homophobie betroffen zu sein. Schläge sind die äußerste Form, gegen die ohne Zweifel protestiert werden soll. Jedoch beginnt auf einer anderen Ebene Rassismus, Brandmarkung, Othering – und gegenüber dieser Ebene versuche ich sehr wachsam zu sein, weil ich für mich nicht behaupten kann, etwas habe überhaupt nichts mit Rassismus zu tun. Und auch die Herkunft von Herrn Pantisano, die ich nicht aus seinem Nachnamen ableiten möchte, weil der Name an sich noch längst nichts über die kulturelle Identität auszusagen vermag, kann nicht davor schützen, Machtverhältnisse zu reproduzieren. Auch meine Queerness schützt mich nicht davor, Weißsein ins Zentrum zu stellen – oder wie in dem Beitrag von Markus einem Männlichkeitsbild zu huldigen, was in diesem Falle mir eine Vergewaltigung an den Hals wünscht und zugleich in der Betonung christlichen Weicheiseins, nicht-christliche Männlichkeit mit Gewalt gleichsetzt. Diese Hasspredigen entsprechen genau meiner Befürchtung eines Stellungskampfes, der hier in Berlin droht zu beginnen. Und dieser Stellungskampf findet vermutlich viel nachdrücklicher auf einer symbolischen Ebene statt – und dazu gehört für mich, wenn sich der LSVD mit Plakaten, die um Respekt werben, demonstrativ vor ein Lokal stellt, das von einem nicht-weißen Mitbürger geführt wird, um diesem implizit zu zivilisieren. Das sind die Signale, die ich wahrnehme und die ich genauso dramatisch finde, wie ein Überfall gegenüber einem schwulen Pärchen. Und im Folgenden bitte ich euch echt um einen respektvollen Ton – denn ja Meinungsfreiheit ist wichtig – und eine Meinung beansprucht nicht Wahrheit. Zumindest glaube ich an keine Wahrheit und mag mir auch ungern eine aufdiktieren lassen.

  8. francesca sagt:

    Auch ich möchte mich kurz hier äußern, habe ich den Artikel zwar nicht geschrieben, so bin ich doch aber dafür „mitverantwortlich“. Wie Katrin schon schrieb, geht es hier nicht um die Aufrechnung, was schlimmer ist

    Homophobie oder Rassismus. Viel wichtiger scheint anzuerkennen, dass wir nur selten davor gefeit sind, bestimmte Dinge zu reproduzieren.
    Demos gegen Homophobie sind wichtig. Schlimm genug, dass sie überhaupt notwendig sind. Ich finde es allerdings wichtig, dass mensch sich seinen eigenen Standpunkt deutlich macht. Seine eigene Privilegiertheit in bestimmten Zusammenhängen.
    Die Demo am Samstag habe ich ähnlich wahrgenommen. Natürlich hätte ich auch vor einer Würstchenbude von Klaus demonstriert, eben weil es um Menschenrechte geht. Das steht gar nicht zur Frage. Trotz allem darf mensch nicht eine Diskriminierungsart über die andere stellen. Und da darf ich mich schon fragen, was ich beiwohne und was ich stütze. Ja ich demonstriere gegen Homophobie, allerdings als „weiße“, „westliche“ Person vor einem Restaurant mit dem Namen „Habibi“ von dem ich weiß, dass es einen deutsch-irakischen Besitzer hat. Da darf ich mir überlegen, welchen Subtext das Ganze noch vermittelt. Vielleicht, die Betonung liegt hier auf vielleicht, ja auch, dass ich ein westliches, „aufgeklärtes“, „liberales“, „intellektuelles“ Bild vermitteln will, was es im Jahre 2009 zu vertreten gilt und was alle Menschen mitzutragen haben. Und da kann ich mir direkt die Frage nach meiner hegemonialen Stellung stellen, die ich da vertrete.
    Was ich also tue, ist, mich und das was ich tue, einfach zu hinterfragen. Ich möchte eben nicht etwas reproduzieren. In der Art von: Menschen mit migrantischem Hintergrund (egal welchem) müssen erst noch lernen, oder haben sich einzugliedern, wenn sie hier leben oder ähnliches – Beispiele:
    „daß muslimische Migranten, Schlägerm Hooligans & Co sich über die deutschen Weicheier totlachen.“ […] „Es liegt hier auch im Namen der Opfer eine zynische Menschenverachtung, noch Verständnis für Verbrechen herargumentieren zu wollen.“ (Markus)
    Es geht hier auch um kein Verständnis für Verbrechen, denn jemensch ist schützenwert und zu achten. Es geht hier vielmehr darum, die Singuläre und vermeintlich einfache Sichtweise aufzugeben und zu sagen „ich gut“-„du
    böse“. INTERDEPENDENZEN ist das Stichwort.
    Noch was zu kleinen Reproduktionen: „der Name Pantisano nun auch eindeutig nicht deutsch klingt.“(Islim) – wie Katrin schon sagte, ist auch der Name nicht das richtige Mittel um auf etwaige Nationalitäten oder ähnliches zu schließen.

  9. Daniel sagt:

    Ein subjektiver Bericht

    Liebe Katrin,
    vielen Dank für Deinen Artikel – er hat mich dazu gebracht, nochmal mein mulmiges Gefühl von Samstag zu sortieren. War nämlich dabei, übrigens (@Islim) mit dem kleinen *“Ich bin wie Du“*-Banner; ich dachte, Marianne Rosenberg kann uns beschützen und gleichzeitig das betonen, was jedenfalls mich zu dieser Demo hat mobilisieren lassen: es darf keine Unterschiede geben in der Weise wie Menschen miteinander umgehen. Eigentlich selbstverständlich, und angesichts der gemeinsamen Situation, nicht Teil der Mehrheitsgesellschaft zu sein, finde ich es auch immer noch nicht blauäugig und Multikulti-selig, davon auszugehen, dass man miteinander reden und leben kann, als Irakerin, Lesbe, deutsche Transgender, schwuler Italiener und so weiter. Gleichzeitig sollte *“Ich bin wie Du“* auch heißen, ich diskriminiere Dich nicht, also verhalte Dich ebenso zu mir. Soviel zu meiner Motivation, an der Demo teilzunehmen. Ich fand es wichtig, dass Öffentlichkeit hergestellt wird und durch mein Kommen hoffte ich, auch gegen rassistische Vereinnahmung Stellung beziehen zu können.

    Dazu gab es aber keinerlei Gelegenheit. Als wir ankamen, standen wir erstmal eine Zeit lang an der gegenüberliegenden Straßenseite und schauten rüber, wo ein unkoordiniertes Gemenge von LSVD-Bannern (mit dem Rücken zum Laden, auf dem Banner abgebildet der junge Fussballer von Türkiyemspor, der sich zuletzt noch gegen die Verwendung seines Fotos gewehrt hatte), Timm-Berichterstattung, Polizei und einzelnen separaten Kiss-In-Versuchen von Mr.Gay-Leather oder ähnlich fürs Foto. Vor der Kamera wurde irgendwas mit einem der Angestellten des Habibi verhandelt, davon bekam man kein Wort mit auf unserer Straßenseite – umso erstaunlicher, dass auch bei uns plötzlich Applaus aufbrandete. Das war sehr befremdlich, da hätte ja auch jemand „Ausländer raus“ gerufen haben können, man hätte es nicht verstanden auf unserer Seite. (Rassismur will ich aber keinesfalls unterstellen, der Anmelder der Demo verdient zunächst Anerkennung dafür, dass ers überhaupt gemacht hat und ich denke, vieles unterlief ihm auch mangels Erfahrung in politischer Arbeit, so in seinem ersten Aufruf, den er dann aber korrigiert hat, in dem er, für ihn als Italiener wohl unproblemtatisch, forderte, man solle dem Besitzer der Eisbude doch beibringen, dass man „*in Deutschland*“ „niemanden diskrimieren darf“) Ich meine das nur als Beispiel für eine verfehlte Kommunikation vor Ort. Wo war das Megaphon, damit alle wissen wofür sie auf die Straße gehen? Es wurde per Flüsterpost weitergegeben, wie die Demo weitergehen solle, und zwar an einen anderen problematischen Punkt, die U1, wo durch gemeinsames Fahren auf Gewalttaten im Nahverkehr aufmerksam gemacht werden sollte. Nachdem also am Habibi wohl alles abgemacht war, ohne dass es irgendeine öffentliche Verlautbarung gab und vor allem ohne dass wir 200 Leute durch Parolen oder ähnliches auch nur den Hauch eines Gefühls hatten, dass wir das selbe wollen, egal ob GMF-Muskelboys, Lesbe oder Polittranse, also weitestgehend voneinander isoliert, auch ohne Flugblätter, mit einem äußerst unsicheren Gefühl, ging es dann weiter zum Kottbusser Tor (ob wirs ohne Polizei dahin geschafft hätten?), die UBahnfahrt war ein noch größerer Witz, die Isolation voneinander war noch spürbarer, phsysisch, durch die Waggons in die wir separiert waren, und ohne Absprache und Motivation oder Gemeinschaftsgefühl fehlte natürlich auch jede Aktion, vor Ort aufmerksam zu machen, es war halt eine Bahnfahrt zum Motzstraßenfest.

    (Ich erkläre das so detailliert, damit alle die nicht dabei waren, ein bisschen mehr Einblick haben, worüber wir eigentlich diskutieren.)

    Das waren dann schon die zwei wirklich prekären Punkte gewesen, die anzusprechen und wo zu demonstrieren wirklich Mut erforderte: es ging schließlich bei beiden Punkten um rohe Gewalt, hatecrimes, Opfersein im physischen Sinn. Woher kommt diese quälende _Sprachlosigkeit_ gerade an diesen zwei Punkten? Es kam mir und meinen schwulen Begleitern eher so vor, als würden wir uns eingeschüchtert an den Zeichen der Gewalt vorbeidrücken, einerseits mangels Organisation und berechtigten Vorbehalten gegenüber dem möglichen eigenen Rassismus, aber andererseits auch wegen der Stoßrichtung, die diese Demo durch ihren Anmelder bekommen hatte: Homophobe Gewalt wurde hier _personalisiert_ statt sie als gesellschaftlich, durch Heteronormativität bedingt zu zeigen. Es ging nicht um böse Iraker oder böse Italiener, das kann man der Demo nicht vorwerfen, sondern es ging äußerst verengt um die einzelnen Opfer und deren „Rache“ an den einzelnen Tätern. Das zeigte sich dann in voller Klarheit bei der Endstation der Demo, beim „Dolce Freddo“: Hier fand die Demo plötzlich/endlich die Sprache, hier war eine Box aufgebaut, ein Mikro stand bereit, usw… Seltsam, gerade hier, wo man auf den vermutlich „schwächsten“ Gegner traf, der diesmal kaum für seine homophoben Übergriffe sondern vor allem für seine Abschottung durch „Privatgrundstück“-Schilder kritisiert wurde. „Jetzt mögen Sie mich wohl gar nicht mehr“, sagte Alfonso sinngemäß, und das machte für mich endgültig das Gefühl einer verpassten Chance manifest. Ich hatte Freunde mobilisiert, um gegen Homophobie (auch Transphobie, die hier gar nicht vorkam) zu demonstrieren – am Ende standen wir da und boten die Kulisse für einen persönlichen Schlagabtausch zwischen zwei „Streithähnen“ – ich weiß, so ist es nicht, aber so fühlte es sich an.

    Mein Fazit:
    – _von einer rassistischen Perspektive kann man nicht sprechen_, es wurde niemand wegen seiner/ihrer ethnischen Identität verurteilt, sondern allein wegen homophober Taten. Was maneo und LSVD betreiben, ist mir manchmal auch suspekt, aber das war kaum der Tenor der Veranstaltung.
    – _das wirkliche Problem war die mangelnde Kommunikation nach außen_ (es fühlte sich an wie ein Dreh für „Timm“, was die Presse betraf; und mit dem Betreiber des Habibi wurde auch kein irgendwie wirksamer Dialog erzielt) _und nach innen_ (kein gemeinsames Kampfziel wurde ausgegeben)
    – es wurde mehr auf der Ebene und „das muss jemand was unternehmen“ und leider zu _unpolitisch gedacht_. Politik hat für mich auch mit einer Gesamtperspektive und dem abwägen von Botschaften zu tun. Beides fand nicht statt.

    Ich dachte die ganze Zeit an letztes Jahr, auch in Kreuzberg, wo es eine wirklich tolle, innerhalb eines Tages per sms und Netz zusammengetrommelte Soli-Demo gab gegen die von Bozkurtfaschisten zusammengehauenen Dragkings am Heinrichplatz. Wir waren zehnmal soviel Leute, es gab einen Lautsprecherwagen mit einem klugen Aufruftext in türkisch und deutsch (und zwar nicht weil alle Täter Türken sind, sondern weil die Demo durch ein Wohngebiet ging, in dem die meisten Menschen türkischer Abstammung sind). Das war ein emanzipatorischer Augenblick, auch weil es neben „Ich bin wie Du“ auch um „Du bist nicht allein“ ging. Trotz Motzstraßenfest blieb aber leider dieser Moment auf der Strecke, wir waren alle schrecklich allein, irgendwie.

    Wer hat das letztes Jahr eigentlich auf die Beine gestellt? Waren die am Samstag alle beim Flughafen? In Zukunft: selber machen! Da bin ich mir jetzt sicher.

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