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Queer-O-mat

Verbot von Homosexualität in Indien abgeschafft – ein Relikt der Kolonialzeit

Wenn nun auch nicht mehr auf der Höhe der tagespolitischen Neuigkeiten, möchten wir nicht verpassen, der Bekanntgabe Raum zu geben, dass das Verbot von Homosexualität in Indien per offiziellen Richterspruch abgeschafft wurde.

Interessant bei der Verlautbarung war die Information, dass dieses Verbot erst seit der Kolonialzeit fest in der indischen Verfassung verankert war. Somit ließe sich fragen, wie es sich vor der Kolonisierung durch Britannien in Indien verhielt. Zudem die gesellschaftliche Anerkennung der Hijaras (Zwischengeschlechter), zumindest in den Riten neugeborener Kinder, auf einen anderen denn prohibitiven Umgang mit sexueller Identität und sexueller Orientierung schließen lasse, erinnere ich mich außerdem an den sehr offenen Umgang homosozialer Praktiken unter Männern während unserer Indienreise. Folgt mensch der These Georg Klaudas, dass Homosexualität eine westliche Konstruktion ist, die gemäß imperialer Streif- und Eroberungszüge zur Heteronormalisierung des „Orients“ beitrug, ließe sich in Bezug auf Indien vermerken, dass durch das Kolonialregime Homosexualität als Diskurs eingeführt wurde, um diesen augenblicklich zu sanktionieren. Die Kriminalisierung des homosexuellen Subjekts war geboren und bestrafte ab sofort gleichgeschlechtliche aber auch gegengeschlechtliche sexuelle Handlungen, die nicht „durch eine direkte Verbindung von Penis und Vagina vorgenommen werden“. Die gesetzliche Rahmung heteronormativer Standards setzte jedoch vornehmlich Homosexuelle unter Druck, so dass seit geraumer Zeit Voices against 377 für die Abschaffung kämpfte. Eine Abschaffung, die letzlich seit der Unabhängigkeit Indiens hätte realisiert werden können, handelte es sich um ein Kolonialgesetz. Dem stand in den letzten Jahren lange die hindunationalistische Bharatiya Janata Party im Weg – eine Partei, die sich vielerlei nationaler Ideologien annahm und deren inhärente Homophobie internalisierte. Ebenjener nationalistische Kontext entstand aus der Kolonisation heraus, da eine Nation für den Befreiungskampf heraufbeschworen werden musste, die es so vorher nicht gab.

Bei der Pluralität der indischen Geschichte können diese Zeilen nur sehr verkürzt erscheinen, so dass es interessant wäre, eingehender das Verhältnis zu „Homosexualität“ und Heteronormativität in vorkolonialer Zeit zu thematisieren.

Zum Weiterlesen:
http://www.urmila.de/UDG/Biblio/iz3w05.html
http://www.suedasien.info/analysen/686

Zum Schauen:
Between the Lines
Fire

Zum Empfehlen:
Gayatri Gopinath (2005): Impossible Desires. Queer Diasporas and South Asian Public Cultures.
-> geht auf das Verhältnis von Nation und Diaspora und der Bedeutung des queeren Begehrens für die Narration von Nation ein!

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