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Queer-O-mat

Homophober Moslem, toleranter Westen?

Um genau diese Frage kreisen gemäß einer sensationsheischenden Medialisierung rund um die „Kulturalisierung“ von Homophobie so einige Veranstaltungen, Konferenzen und Diskussionen. Ausgelöst durch die stattgefundenen Überfälle von Trans*, Lesben und Schwulen in den letzten Monaten in Berlin vollzieht sich zugleich ein Spektakel am „Anderen“.

Im gleichen Atemzug, wie die Siegessäule erstmalig die hart erkämpfte Bezeichnung „afrodeutsch“ verwendet, diskreditiert sie ebenjene Afrodeutschen als homophobe Draufschläger und fragt, ob es sich um „ein interkulturelles oder doch eher strukturelles Problem dieser Gesellschaft“ handelt?

Zu so einer im Ansatz differenzierteren Frage kommt Maneo erst gar nicht. In dessen Pressemitteilung wird auf die Einschätzung des Betroffenen hin, es hätte sich um junge Männer mit Migrationshintergrund gehandelt, ein Bild eines Täters entworfen, wonach dieser „wild“, in der Ausübung seiner Gewalt präzise und gezielt vorgehend und darauf trainiert gewesen ist. In der Beschreibung kommen rassistische Imaginationen eines wilden, aggressiven und verrohten Nicht-Weißen zum Ausdruck, was auf struktureller Ebene gleichermaßen gewaltvoll ist, wie der physische Akt des Überfalls.

Selbst bei dem Überfall des lesbischen Pärchens in Berlin Hellersdorf vollführt sich eine rassisierende Überantwortung gesellschaftlicher Homophobie. Nicht nur, dass in der medialen Verhandlung beschwiegen wurde, dass die Täter weiß waren, wird selbst dann noch versucht, die Homophobie zu „othern“. Wiederholt wird z.B. Anja Kofbinger, lesben- und schwulenpolitische Sprecherin der Grünen, von Michael Ermisch, T.o.p. Medien Berlin, gefragt, aus „welcher Richtung“ die Täter kommen, um markieren zu können, ob es sich um Täter migrantischen oder rechten Hintergrundes handelt. Mit der Ineinssetzung von Migration und Rechtsradikalismus wird einerseits die kulturelle Differenz mit Faschismus aufgeladen und anderseits homophobe Tendenzen aus der Mitte der weißen, deutschen, heteronormativen Gesellschaft ausgelagert.

Dies bestätigend wurde z.B. der „Runde Tisch gegen Homophobie“ nicht vom Innensenat, sondern vom Integrationsbeauftragten ausgerichtet und somit in das Ressort von Migration und Integration verschoben.

Wie im Aufruf von Maneo zur Protestveranstaltung am 4.11.verlautbart, soll „Gesicht“ gezeigt werden.
„Wir“ sind angehalten, unsere weißen Gesichter den nicht-weißen homophoben Migrant_innen selbstbewusst entgegenzuhalten, um herauszustellen, dass die Verantwortung bei ihnen liegt anzuerkennen, dass die deutsche Mehrheitsgesellschaft achso tolerant, aufgeschlossen und regelrecht verrückt nach den Queers ist.

Aber Angstregime wie „Hassgewalt“ bieten sich immer besser an, Menschen zu mobilisieren und fit zu machen gegen die „Anderen“. Inwiefern dies durch unten aufgeführte Veranstaltungen reproduziert oder durchbrochen wird, ist abzuwarten.

21./22.11.08
Bündnis 90/Die Grünen Bundestagsfraktion
Kongress: Dem Hass keine Chance – Homophobie entschieden entgegentreten

Deutscher Bundestag, Paul-Löbe-Haus, Europasaal (Raum 4900)

http://www.gruene-bundestag.de/cms/termine/dok/255/255147.dem_hass_keine_chance_homophobie_entschi.html#02

25.11. 2008
Fachtagung Homophobie in der Einwanderungsgesellschaft
veranstaltet von der Landesstelle für Gleichbehandlung gegen Diskriminierung

in der Werkstatt der Kulturen, Wissmannstr. 32, Berlin-Neukölln

weitere Informationen

Spannend und differenzierter hingegen dürfte folgender Vortrag sein:

11.12. 2008
Georg Klauda: Europa und die Heteronormalisierung der islamischen Welt. Homophober Moslem, toleranter Westen?
16 Uhr
Freie Universität Berlin
Habelschwerdter Allee 45, Hörsaal 2

Veranstalter: Allgemeiner Studierendenausschuss (AStA) & Schwulenreferat

Zum Nachlesen:
Georg Klauda: Die Vertreibung aus dem Serail: Europa und die Heteronormalisierung der islamischen Welt.

Georg Klauda: Homophober Orient, toleranter Westen? In: Inamo 52 Jg.13 2007, S.4-9.

Georg Klauda: L´homophobie intermondiale. In: Inamo 52 Jg.13 2007, S.12-15.

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